Alte und Junge Mapuche-Frauen engagieren sich gemeinsam für den Erhalt ihrer Kultur und Tradition – Temuco/Chile

Alte und junge Mapuche-Frauen

Alte und junge Mapuche-Frauen

Chile gehört in Lateinamerika nicht, wie Peru, Bolivien oder Guatemala, zu den Ländern mit mehrheitlich indigener Bevölkerung. Dennoch gibt es im Land rund 1.5 Millionen Mapuche-Indios (Volksbefragung 2012), insbesondere im Süden Chiles, wo sie als Großfamilien und weit entfernt von den urbanen Zentren in den Bergen leben. Sie bewirtschaften das Land und verkaufen traditionelle Web-, Töpfer- und Holzschnitzarbeiten. Ein Teil der jüngeren Frauen arbeitet als Haushaltshilfe in den Städten. Männer übernehmen Hilfsarbeiten. Viele der Frauen sprechen nur die eigene Sprache Mapudungu und kein Spanisch. Gesellschaftlich werden die Mapuche-Indios diskriminiert und sozial und wirtschaftlich benachteiligt. Sie haben z.B. einen schlechteren Zugang zu Gesundheitsdiensten und geringere Einkünfte als die Bevölkerung im Allgemeinen.

Das Instituto Indígena in Temuco, das von Frau Soledad Molinet geleitet wird, engagiert sich seit vielen Jahren für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Mapuche-Indios und hat sie auch erfolgreich bei der Rückgewinnung ihrer Territorien unterstützt.

Alte und junge Mapuche-Frauen

Alte und junge Mapuche-Frauen

Die Indiobevölkerung lebt zwischen der Moderne und ihren Traditionen und hat es schwer, einen Weg zu finden, der es ihnen erlaubt, ihre Identität als Indios zu erhalten, sich aber gleichzeitig auf die Anforderungen der Gegenwart einzustellen. In den Indio-Kommunen besteht heute die große Sorge, dass traditionelles Wissen und Können verloren gehen, so dass im Jahr 2014 mit dem Instituto Indígena ein Mehrgenerationenprojekt, das dieses Thema aufgreift, auf den Weg gebracht werden soll.

Frauen, insbesondere alte Frauen, spielen eine entscheidende Rolle bei der Weitergabe traditioneller Kenntnisse und Fertigkeiten. Das Projekt sieht vor,

  • dass kleine Gärten zur Kultivierung von Heilpflanzen und Gemüse angelegt werden, die für den Eigenverbrauch und den Markt produzieren, und dass aber gleichzeitig Samen aufbewahrt werden, damit die Ernährung und Versorgung der Mapuche-Indios auch in Zukunft sichergestellt bleibt. Diese Arbeit soll gemeinsam von alten und jungen Frauen unter Einbeziehung verschiedener Dorfgemeinschaften durchgeführt werden.
  • dass traditionelle kunsthandwerkliche Kenntnisse und Fertigkeiten weiter gegeben werden. Viele junge Frauen verfügen nicht mehr über diese Fähigkeiten, möchten sie aber erwerben. Es ist daher wichtig, dass die alten Mapuche-Frauen die jungen Frauen in das Weben am Webstuhl unter Berücksichtigung der traditionellen Symbole und Farben einführen. Da die Mapuche-Silberschmiedekunst fast ganz in Vergessenheit geraten ist, soll versucht werden, sie zu beleben.
  • dass mit alten Frauen biographisch gearbeitet wird, um auf diese Weise ihre Erfahrungen an die nachfolgenden Generationen weiter zu geben. Die Lebensgeschichten sollen als Lehrmaterial an den Schulen benutzt werden.
  • dass Frauen befähigt und ermutigt werden, sich auch an den in Chile üblichen öffentlichen Runden Tischen zu beteiligen, damit ihre Bedürfnisse besser berücksichtigt werden können.
Alte und junge Mapuche-Frauen

Alte und junge Mapuche-Frauen

Frauen stehen zwar im Zentrum des Projekts, aber neben der Weitergabe von Erfahrung und Wissen durch alte an junge Frauen, wird im Projekt versucht, die Ernährungsgrundlage der alten Menschen und ihrer Familien zu verbessern und den Zugang zu öffentlichen Gesundheitsdiensten und Sozialleistungen zu erleichtern.

Nachdem die Stiftung Seniorenhilfe weltweit die Vorstudie über die Lage der alten Mapuche Indios in Temuco/Chile mit einem Betrag von EUR 1000,00 gefördert hat, ist auch die Finanzierung des Projektantrages bewilligt worden. Die Laufzeit des Projekts beträgt zwei Jahre, als Kosten sind EUR 17.000,00 veranschlagt. Das Instituto Indigena trägt außerdem mit erheblichen Eigenmitteln zur Finanzierung der Arbeit bei.

(Januar 2014)

Bei der Durchführung des Projekts hat sich gezeigt, dass traditionelles Wissen bereits zum großen Teil verloren gegangen ist und dass daher zunächst mit den Mapuche-Frauen verschüttetes Wissen erneuert werden musste. Gemeinsam haben sie ihr jeweils individuelles Wissen zusammengetragen Obwohl auch die jungen Mapuche-Frauen eine klare Identität und Zugehörigkeit zu ihrem Volk haben, sind sie doch darauf angewiesen, zur Ausbildung oder Studium in die Stadt zu gehen. Bei einem Projektbesuch konnten wir an einem Mehrgenerationentreffen von alten Mapuche-Frauen, die in ihren Gemeinden Leitungsfunktionen bekleiden, und Studentinnen der Sozialarbeit, ebenfalls Mapuche, teilnehmen. In gemischten Gruppen haben sich die Teilnehmerinnen über Zukunftsfragen und Identität ausgetauscht.

Die Projektarbeit wird weiter gehen.

(März 2017)

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