Erfahrungen und Wissen Teilen – Alt und Jung im Colegio Mariano, Montevideo/Uruguay

Veranstaltung auf dem Schulhof

Veranstaltung auf dem Schulhof

Das Internationale UN-Seniorenjahr (1999) hat das Bild von einer „Gesellschaft für alle Lebensalter“ entworfen, die Chancen für Jung und Alt und möglichst gerechten Lebensbedingungen für die verschiedenen Generationen bietet. Damit diese Vision Wirklichkeit werden kann, sind die Beziehungen zwischen den Generationen zu verändern und Vorurteile abzubauen. Die Einbeziehung von alten Menschen in die Kinder- und Jugendarbeit stellt eine gute Möglichkeit dar, das Erfahrungswissen von Seniorinnen und Senioren für die nachwachsende Enkelgeneration zu nutzen, ohne dass die Beziehungen auf verwandtschaftlichen Bindungen beruhen.

Projektvorhaben und -darstellung

Veranstaltung über das Programm in der Katholischen Universität

Veranstaltung über das Programm in der Katholischen Universität

Ein Beispiel für die generationsübergreifende Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stellt das Projekt „Erfahrungen und Wissen teilen – Alt und Jung in der Schule“ dar, das am Colegio Mariano, einer Grund- und Hauptschule mit angeschlossenem Gymnasium in Montevideo mit rund 400 Schülerinnen und Schülern, von 2009 bis Ende Dezember 2012 durchgeführt wurde. Das Projekt wurde vom Gerontologischen Team der Katholischen Universität Uruguays in enger Zusammenarbeit mit der Schulleitung und den Lehrer/innen durchgeführt.

Das Charakteristische des Projekts ist die Einbeziehung alter Menschen in den schulischen Alltag, und zwar vor allem durch ihre wöchentliche Teilnahme an bestimmten Lehrveranstaltungen. Das Projekt wollte

  • Aktivitäten anstoßen, die durch die Kommunikation zwischen den Generationen dabei hilft, mit anderen zu leben, sich solidarisch zu verhalten und zusammen zu arbeiten
  • alten Menschen einen Raum anbieten, der ihnen die Reflexion ihrer Fähigkeiten und ihres Wissens ermöglicht;
  • den Schülerinnen und Schülern einen Ort anbieten, der ihnen hilft, sich Kultur – Sprache, Kunst, Literatur, Sozialgeschichte, Gemeinwohl, Ethik und Recht – prozesshaft und im Austausch anzueignen;
  • anregen, zu hinterfragen und sich hinterfragen zu lassen, zu lernen in den Dialog einzutreten und Verständnis für den anderen zu entwickeln;
  • die Kreativität und die Suche nach Lösungen bei neuen Problemen anregen und
  • eine gute Kommunikation zwischen den Generationen erleichtern.

Damit das Miteinander von Jung und Alt in den Lehrveranstaltungen funktionieren konnte, sind Schulleitung und Lehrer/innen, die beteiligten Klassen und die Freiwilligen durch Gespräche, Unterricht und Workshops vorbereitet und auch während der Laufzeit des Projekt begleitet worden. Mit dem Lehrpersonal und auch den Schüler/innen ist insbesondere über das Bild vom Alter und das Altern in Uruguay und Montevideo gesprochen worden, während die alten Menschen mit ihrem Bild von der Jugend konfrontiert wurden, sie haben aber auch gelernt, wie sich Beziehungen gestalten.

Bei den Lehrveranstaltungen wurden im weitesten Sinne kulturelle Themen behandelt: traditionelle Feste, geschichtliche Ereignisse, internationale Sportveranstaltungen u.ä., die geeignet waren, sehr umfassend behandelt zu werden, so dass sowohl die Schüler/innen als auch die Freiwilligen Kenntnisse und Erfahrungen einbringen konnten, die dann gemeinsames und gegenseitiges Lernen ermöglicht haben.

Das Projekt konnte dank der Offenheit für Neues und des Engagements der Schuldirektorin, Nuria Pérez, durchgeführt und Ende 2012 abgeschlossen und in die die Verantwortung der Schule übertragen werden. Das universitäre Fachteam steht aber noch beratend zur Verfügung. Aus den Abschlussgesprächen und der Systematisierung des Projekts ist deutlich geworden, dass Jung und Alt von der Erfahrung profitiert haben, ebenso wie die Schule selber. Außerdem hat das Projekt das Interesse von anderen Schulen geweckt, ebenfalls Mehrgenerationenaspekte in ihre Arbeit zu integrieren.

Über das Projekt ist mehrfach in der Presse, Rundfunk und im Fernsehen berichtet worden, auch die Katholische Universität hat im Rahmen von Veranstaltungen diese Mehrgenerationenerfahrung dargestellt.

Finanzierung

Für die Durchführung des Projekts von Mitte 2009 bis Ende 2012 sind von der Stiftung insgesamt EUR 21.000,00 finanziert worden, insbesondere für Honorar- und Fortbildungskosten. Die Schule hat erhebliche Eigenleistungen eingebracht.

Der private TV-Sender Canal 20 hat im Juli 2012 die Arbeit in seinem Programm Tiempo Activo vorgestellt. In den zwei Sendungen wurden die Koordinatorin des Mehrgenerationenprogramms, Lida Blanc, und die Psychologin, Sylvia Korotky, interviewt.