In Argentinien leben rund 95.000 gehörlose Kinder und Jugendliche, die von früh an die Gebärdensprache lernen. Die meisten von ihnen wachsen in hörenden Familien auf, die allerdings die Gebärdensprache nicht beherrschen, so dass es viele Barrieren in der Kommunikation gibt. So wird auch nicht gemeinsam gelesen, und Märchen und Geschichten werden auch nicht erzählt. Damit auch gehörlose Kinder und Jugendliche Zugang zum Lesen und zur Literatur bekommen und gleichzeitig der Kontakt zwischen jungen und alten Gehörlosen und Hörenden verbessert wird, haben sich im Jahr 2014 zwei Organisationen zusammen getan und das Projekt „Erzähl mir eine Geschichte“ entwickelt.
Zunächst ist eine Arbeitsgruppe mit gehörlosen alten Menschen gebildet worden, die für das Geschichten-Erzählen fortgebildet wurden. Anschließend sind Lesungen in sechs Gehörlosenschulen in Buenos Aires, Ramos Mejía, Morón und Tigre durchgeführt worden, an denen mehr als 120 Grundschüler/innen teilnahmen. Damit noch mehr Schüler/innen erreicht werden können, wurden Videos mit Erzählungen in Gebärdensprache aufgenommen, wobei die Texte synchron auf Spanisch zu hören sind. Die Videos können on-line gesehen werden. Außerdem sind DVD kostenlos an 200 Schul- und Krankenhausbibliotheken in ganz Argentinien verteilt worden.
Nicht zu hören, schränkt die Kommunikation außerordentlich stark ein, so dass gehörlose Menschen oft isoliert leben und weniger Zugang zur Kultur haben als Hörende. Das Projekt „Erzähl mir eine Geschichte“ stellt eine gute Möglichkeit dar, sowohl Zugang zur Literatur zu eröffnen als auch den Kontakt zwischen jungen und alten Gehörlosen zu erweitern.
Quelle: www.diariopopular.com.ar; RLG: www.gerontologia.org – 15 de agosto de 2017