In vielen Städten in Lateinamerika gibt es Schuhputzer, die auf Straßen und Plätzen ihre Dienste anbieten. In manchen Ländern sind sie offiziell registriert, aber generell gilt, dass Menschen, die anderen die Schuhe blank putzen, von der Gesellschaft herablassend behandelt werden und keinerlei Wertschätzung genießen. In der Hauptstadt Boliviens, La Paz, werden sie so stark diskriminiert, dass oft nicht einmal die Familien wissen, womit sie Geld verdienen.
Gerade weil Schuhputzer, fast alles Männer, in Bolivien diskriminiert werden, hat sich in La Paz und parallel in Deutschland ein Verein Vamos Juntos – Wir gehen zusammen – gegründet, der versucht, das Leben der Schuhputzer zu verbessern. Vor allem wird Jugendlichen Schuhputzern, schuhputzende Kinder gibt es erfreulicherweise seit Jahren kaum mehr in La Paz, geholfen, einen Schulabschluss nachzuholen und in Ausbildungsverhältnisse zu kommen. Auch den erwachsenen Schuhputzern werden Bildungs- und Freizeitangebote gemacht.
Seit einigen Jahren haben die Mitarbeiter/innen des Vereins Vamos Juntos in La Paz aber auch die alten Schuhputzer in den Blick genommen, die immer noch auf der Straße arbeiten, weil die kleine Sozialrente, die es in Bolivien seit einigen Jahren gibt, nicht zum Leben ausreicht. Die Anfahrt nach La Paz ist beschwerlich. Viele leben in El Alto, einer Stadt, nordwestlich von La Paz und noch 500 m höher gelegen, d.h. auf 4.100 m, wo es immer kalt ist. Aber Arbeit finden sie in der Hauptstadt und nicht in El Alto. Die Arbeit fällt ihnen im Alter schwer, die Kunden scheinen nicht immer zufrieden zu sein, zudem wird um jeden potenziellen Kunden gekämpft und da sind die jüngeren Schuhputzer schneller.
In der Pandemie ist das Arbeiten noch schwieriger geworden, weil über längere Zeiträume hinweg die Mobilität eingeschränkt war und sie nicht nach La Paz gekommen sind. Nach den Lockerungen fehlen die Passanten, insbesondere die Touristen, die sich gerne die Schuhe putzen lassen.
Die Zahl der alt gewordenen Schuhputzer hat zugenommen, sodass sich bereits vor Jahren die Gruppe Por un vejez digna Für ein würdiges Alter, die sich regelmäßig trifft, gebildet hat. Die Mitarbeiter/innen des Vereins bieten Freizeit- und Bildungsangebote an, eine Gruppe der alten Schuhputzer pflegt traditionelle Musik, bei Bedarf erhalten sie medizinische Hilfe und Medikamente und werden psycho-sozial begleitet.
In der Pandemie-Zeit sind Gruppenveranstaltungen nicht möglich, so dass für 2022 vorgesehen ist, die Arbeit mit 40 alten Schuhputzern und 15 Ehefrauen zu individualisieren, indem die Sozialarbeiter/innen regelmäßig Hausbesuche durchführen und kleine Präventionsmaßnahmen direkt durchführen, damit ihre kognitive und physische Leistungsfähigkeit möglichst erhalten bleibt. Zum Erhalt und zur Förderung der mentalen Gesundheit werden auch Spiele entwickelt. Da die Schuhputzer in der Pandemiezeit kaum Geld verdienen und die Sozialrente kaum für die Miete reicht, müssen sie aktuell auch ergänzend mit Lebensmitteln und Hygienemasken versorgt werden. Wenn es die Pandemie erlaubt, soll ab Mitte des Jahres wieder mit Gruppenveranstaltungen, auch im Freien, begonnen werden.
Der Projektträger und die Partnerorganisation in Deutschland arbeiten seit Jahren engagiert mit Schuhputzern jeden Alters und bringen erhebliche Projektmittel auf. Für die Arbeit mit den alten Schuhputzern in La Paz hat Vamos Juntos die Stiftung Seniorenhilfe weltweit um Unterstützung gebeten, die für das Jahr 2022 € 8.600,00 bewilligt hat.
Januar 2022
Spenden werden erbeten an die Pax-Bank
IBAN DE22 3706 0193 6006 7670 18
BIC GENODED1PAX