Seniorengärten im sozialen Brennpunkt in Villavicencio/Kolumbien

Schwester Dora Ramos Castañeda

Schwester Dora Ramos Castañeda

In der Comuna 4, einem sozialen Brennpunkt von Villavicencio, wohnen viele Menschen, die wegen des 52-jährigen Bürgerkriegs in Kolumbien aus ihrer eigentlichen Heimat vertrieben wurden. Viele der Binnenflüchtlinge haben es am neuen Wohnort nicht geschafft, sich eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen. Jetzt sind sie alt und häufig arm und daher auf externe Hilfe angewiesen. Villavicencio gehörte während des Bürgerkriegs zu den gefährdeten Regionen, war zona roja, und hatte viel Opfer zu beklagen. Bei seinem kürzlichen Besuch in Kolumbien hat Papst Franziskus in Villavicencio der Opfer des Bürgerkriegs gedacht.

Garten der Liebe und Freundschaft = am Eingang des Gemeinschaftsfeldes.

Garten der Liebe und Freundschaft = am Eingang des Gemeinschaftsfeldes.

Die Fundación Camino de la Esperanza (Stiftung Weg der Hoffnung) hat Anfang 2017 festgestellt, dass viele der alten Menschen in der Comuna 4 sich wegen ihres geringen Einkommens nicht ausreichend und gesund ernähren können und außerdem sozial wenig integriert sind. Sie wohnen in sehr bescheidenen kleinen Häusern mit etwas Gartenfläche, die bisher nicht bearbeitet wird. Allerdings gibt es in Villavicencio keine Tradition häuslicher Familiengärten, obwohl sie hilfreich wären.

Die Fundación Camino de la Esperanza hat daher mit 20 alten Menschen vereinbart, kleine Kräuter- und Gemüsegärten auf der Grundlage biologischen Anbaus anzulegen. Die alten Menschen benötigen dafür fachliche Begleitung bei der Bodenbearbeitung und beim Anbau und der Pflege der Pflanzen. Es ist auch ein Lehrgarten als Gemeinschaftsfeld geplant, in dem die Gruppe der alten Menschen in den biologischen Gemüseanbau eingeführt wird. Außerdem werden regelmäßige Treffen der Teilnehmer/innen am Projekt auch der Ausweitung sozialer Kontakte dienen. Schwester Dora Ramos Castañeda wird die Leitung des Projekts übernehmen.

Es wird erwartet, dass nach Ablauf der Projektzeit die alten Menschen in der Lage sind,

  • Gemüse biologisch anzubauen und damit einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen
  • sich gesünder zu ernähren
  • ihre sozialen Kontakte zu verbessern und
  • sich insgesamt besser in die Gemeinde zu integrieren.

Das Projekt wird bis Anfang 2019 durchgeführt. Die Kosten von insgesamt € 13.000,00 werden von der deutschen Partnerstiftung Weg der Hoffnung, der Pax-Bank-Stiftung und der Stiftung Seniorenhilfe weltweit kofinanziert.

(Februar 2018)

Das Projekt konnte Ende April 2018 erneut besucht werden, und es ist erstaunlich, was sich alles verändert hat. Das Grundstück für das Gemeinschaftsfeld war beim letzten Besuch vor 18 Monaten eine Brachfläche. Inzwischen wurden Gurken, Bohnen, Paprika, Kürbis, Zwiebeln und Kräuter gepflanzt, und es konnte schon geerntet werden. Unter Anleitung von Agrartechniker Ariel Parado haben die alten Menschen, es sind überwiegend Frauen, alles Nötige gelernt, z.B. auch wie natürlicher Dünger hergestellt wird.

Die Senioren/innen müssen mindestens zwei Kilometer laufen, um zum Gemeinschaftsfeld zu kommen, und den Rückweg müssen sie auch bewältigen. Da sie aber sehr motiviert sind, gemeinsam zu arbeiten, hält der längere Weg sie nicht vom Mitmachen ab.

Doña Teresa in ihrem häuslichen “Garten”

Doña Teresa in ihrem häuslichen “Garten”

In ihren kleinen Häusern versuchen sie, das Gelernte auch bei sich umzusetzen. Ein Teil von ihnen hat aber nur sehr wenig Gartenfläche und baut daher Heil- und Gemüsekräuter, Zwiebeln und kleines Gemüse auch in Kübeln und Kisten an. Sowohl beim Besuch des Gemeinschaftsfeldes als auch bei den Besuchen bei den alten Menschen zu Hause war die Zufriedenheit mit dem Projekt zu spüren. Positiv betont wurde immer wieder der gute Kontakt mit den anderen Senioren/innen.

Das Projekt läuft erst einmal bis Anfang 2019 weiter, es gibt aber bei der Stiftung Weg der Hoffnung Überlegungen, noch weitere alte Menschen zum Mitmachen einzuladen.

(Mai 2018)

Gärtner zwischen Palmen

Arbeit auf dem Gemeinschaftsfeld der Seniorengärten Villavicencio

Inzwischen beteiligen sich 30 Senioren/innen am Projekt. Insbesondere das Gemeinschaftsfeld, von dem mehrmals im Jahr Gemüse – Kartoffeln, Gurken, Mohrrüben, Salate und Kräuter geerntet werden, hat sich zu einem Zentrum gemeinsamen Arbeitens und sozialen Miteinanders entwickelt. Seit einigen Monaten werden auch Legehennen gehalten und Eier produziert. Gelegentlich verbringen Vorschulkinder der diözesanen Kindertagesstätte einige Stunden mit den alten Menschen auf dem Gemeinschaftsfeld, lernen Pflanzen kennen und wie man sie pflegt. Diese Mehrgenerationenarbeit ist wegen der Entfernung der Kindertagesstätte zum Gemeinschaftsfeld schwierig zu organisieren.

Gemeinsam mit den Stiftung Weg der Hoffnung und dem Projektträger vor Ort beteiligt sich die Stiftung Seniorenhilfe weltweit an den Kosten, die die Arbeit bis Ende 2020 sicherstellt.

Beim Projektbesuch im November 2019 konnte mit den Verantwortlichen ausführlich gesprochen werden.

(Februar 2020)

Spenden werden erbeten an:
Institut: Pax Bank

IBAN  DE22370601936006767018
BIC  GENODED1PAX