Kolumbien: Höheres Selbstmordrisiko alter Menschen auf dem Land

Alte Menschen auf dem Land begehen in Kolumbien häufiger Selbstmord als die städtische Seniorenbevölkerung. Die Gründe dafür liegen vor allem in der schlechter werdenden Gesundheit alter Menschen und unzureichenden Gesundheitsdiensten, geringem Einkommen aber auch im Fehlen emotionaler Netzwerke. Es trifft ganz generell zu, dass sich alte Menschen häufiger als jüngere das Leben nehmen, aber auffällig ist, dass alte Menschen auf dem Land früher als die städtische Seniorenbevölkerung gesundheitlich stark belastet eingeschränkt sind und nicht mehr leben wollen.
Ivonne Ordóñez (Salud Pública de la Universidad Nacional de Colombia) hat diesen Zusammenhang hergestellt, indem sie vorhandene Studien ausgewertet und in 44 Verwaltungen insgesamt 1.167 Selbstmordfälle, davon 87,6 % Männer und 12.24 % Frauen, untersucht hat. Gleichzeitig sind qualitative Interviews mit Familienangehörigen der Verstorbenen geführt worden.
Auffällig ist auch der Unterschied zwischen Männern und Frauen. Während Frauen auch auf dem Land bis ins hohe Alter familiär definierte Rollen ausüben, trifft das für alte Männer weniger zu. Sie leiden daher unter dem Verlust von Autonomie und neuer Abhängigkeit von Kindern und Enkelkindern, wobei ihre schlechte wirtschaftliche Situation sie besonders beeinträchtigt und sie keinen Sinn mehr im Leben sehen.
Dieser Zusammenhang, so Ivonne Ordóñez, verweist darauf, dass mit verbesserten sozialpolitischen Maßnahmen, die sich an den Bedürfnissen alter Menschen orientieren, wenigstens ein Teil der Suizide vermieden werden könnten.
Quelle: RLG. www.gerontologia.org 04.08 2022. Colombia : Vivir en zonas rarales aumentaría el riesgo de suicidio en personas mayores, por que? Canal: Envejecimiento y vejez – Agencia de Noticias UN – 06.06.2022