Solidarität untereinander stärkt die Seniorinnen und Senioren nach dem Erdbeben in Temuco/Chile

Zerstörte Häuser nach dem Erdbeben in Chile 2007

Zerstörte Häuser nach dem Erdbeben in Chile 2007

Am 27. Februar 2010 wurde Chile von schweren Erdbeben getroffen, deren Folgen auch heute noch spürbar sind. Seit den 70er Jahren hat Chile, als das Land ebenfalls unter Erdbeben gelitten hat, strenge Bauauflagen, die auch kontrolliert werden. Dennoch sind durch die neuerlichen Erdbeben sehr viele alte Häuser, Kulturdenkmäler, Kirchen und andere Gebäude unwiederbringlich verloren gegangen. Nach der Katastrophe haben staatliche Stellen und Hilfsorganisationen die vom Erdbeben geschädigten Menschen finanziell und materiell unterstützt. In diese Hilfen wurden Personen, die nur einen relativ geringen materiellen Schaden erlitten hatten, in aller Regel nicht einbezogen, auch wenn sie selbst nicht in der Lage waren, den Verlust auszugleichen.

In Temuco, einer Stadt im Süden Chiles, hat das Erdbeben viele Häuser zerstört, aber zum Teil auch nur kleinere Schäden verursacht, d.h. es sind Türen und Fenster oder Geschirr, Töpfe und Gläser kaputt gegangen.

Der örtliche Seniorenrat mit seiner Vorsitzenden, María Inés Pérez, deren Haus schwer beschädigt wurde, so dass es unbewohnbar war, hat mit den Seniorengruppen in Temuco ein Projekt der solidarischen Hilfe für alte Menschen, die kleinere Schäden durch die Erdbeben erlitten hatten, entwickelt. Es sollte bis zu 20 alten Menschen geholfen werden,

  • kleinere Anschaffungen für den Haushalt (bis zu EUR 100,00) zu tätigen
  • Material für Kleinstreparaturen und Handwerkerkosten zu bezahlen und
  • verloren gegangenen Dokumente zu beschaffen.

Der Seniorenrat hatte alte Menschen im Blick, die nur eine Mindestrente von rund EUR 110,00 erhalten, die auch kleine Anschaffungen nicht zulässt. Für die Durchführung des Vorhabens hat die Stiftung im Jahr 2010 EUR 2250,00 bewilligt.

Überlebende Frau des Erdbebens in Chile

Überlebende Frau des Erdbebens in Chile

Die Mitglieder des Seniorenrats haben, unterstützt von Praktikanten/innen der Sozialarbeit bei einer größeren Zahl alter Menschen Hausbesuche durchgeführt, um zu klären, ob und ggf. welche Hilfen nach dem Erdbeben benötigt würden. Von den besuchten alten Menschen haben 10 Frauen und zwei Männer materielle Hilfe erhalten, während andere ausschließlich psycho-sozial unterstützt wurden. Es waren vor allem Reparaturarbeiten an Dächern, Wänden, Türen und Treppen nötig. Der Seniorenrat konnte Handwerker aus der Nachbarschaft motivieren, Arbeiten zum Teil kostenlos auszuführen.

Ergänzend zu diesen Hilfen wurden mit Restmitteln in Höhe von rund EUR 400,00 im Jahr 2011 sechs Workshops für Senioren/innen durchgeführt, bei denen Fragen der Gesundheit im Alter behandelt wurden. Außerdem wurden die Teilnehmer/innen zu Hause besucht mit dem Ziel, einen eventuellen Hilfebedarf festzustellen. Es konnte dann mit geringen Mitteln die Ausstattung von 22 Bädern verbessert werden, so dass in Zukunft Unfälle leichter vermieden werden können.

Notunterkünfte in Chile

Notunterkünfte in Chile

Das Projekt scheint ein gutes Beispiel für solidarisches Miteinander von alten Menschen zu sein. Die besuchten Seniorinnen und Senioren waren positiv überrascht, dass ihnen von ihrer eigenen Altersgruppe geholfen wurde. Es ist auch hervorzuheben, dass alte Menschen für andere alte Menschen die Projektidee entwickelt und das Vorhaben dann in eigener Verantwortung durchgeführt haben. Für fachliche Aspekte, wie die Hausbesuche, hat sich der Seniorenrat Unterstützung bei der Fakultät Sozialarbeit geholt und für die Durchführung der Workshops eine Krankenschwester beauftragt. Die zum Teil kostenlose Mithilfe der Handwerker weist auch darauf hin, dass der Seniorenrat in der Gemeinde Gewicht hat. Der Seniorenrat in Temuco hat erstmalig ein Projekt durchgeführt und Verantwortung für die Verwendung von Mitteln übernommen. Die Erfahrung war daher nicht nur für die alten Menschen, denen geholfen wurde oder die an den Workshops teilgenommen haben, sondern für alle Beteiligten wichtig.

(26. Juni 2012)